Solidarität mit Dimitrios Patelis

Am 10. Oktober 2012 wurde Kollege Dimitriy Patelis, Assoziierter Professor an  der Technischen Universität von Kreta vor dem Disziplinargericht für Fakultätsmitglieder von Hochschulen dafür zur Verantwortung, dass er sich in seinen Artikeln und öffentlichen Auftritten im Internet «über die Person des Rektors und über andere Mitglieder des Rektorats besonders abfällig und auf ihre Würde verletzende Weise geäußert» habe.

Der Vorwurf, der dem Staatsrat zur Überprüfung vorgelegt wird, ist einer, der in der Geschichte Griechenlands zum ersten Mal erhoben wird - nach dem sogenannten «Akzente-Prozess» von 1943 gegen den Universitätsprofessor und Altphilologen Kakridis.

Erstmals in der Geschichte Griechenlands wird ein Professor für seine mit dem akademischen und politischen Leben des Landes zusammenhängenden Anschauungen und Positionen von einem Disziplinargericht zur Verantwortung gezogen. Erstmals nach dem Gerichtsurteil von 1943 gibt es den Versuch, einen Intellektuellen vor das Oberste Disziplinargericht zu bringen und dafür zu bestrafen, dass er ehrlich und öffentlich Positionen vertreten hat, die von den offiziell herrschenden abweichen.

Insofern, als diese Vorladung des Kollegen Dimitriy Patelis

-          ein Ergebnis zielgerichteter Einschüchterung darstellt und die Errichtung strengster Zensur bedeutet - nicht nur gegenüber ihm selbst, sondern gegenüber einem beliebigen Mitglied der akademischen Gemeinschaft, der oppositionelle Positionen vertritt;

-          für immer und de facto die universitäre Immunität beseitigt (nach ihrer Aufhebung gemäß Gesetz 4009) und damit nicht nur die Universität beleidigt, sondern auch uns als Wissenschaftler und die gesamte griechische Gesellschaft;

-          einen bestimmten und erschreckenden Schritt hin zu einer Diktatur bedeutet, die das Regime in einem von der Wirtschaftskrise stark geschwächten Land zu errichten versucht;

bitten wir um die unverzügliche und endgültige Entlastung unseres Kollegen von allen unhaltbaren Vorwürfen, die auf einer voreingenommenen, absolut autoritären, juristisch unbegründeten Motivation des Dokuments basieren, das dem Gericht vorgelegt wurde, und

fordern wir, das Recht von Akademikern auf öffentliche Ausübung von Kritik an sozialen und politischen Zuständen und die Universität als solche zu respektieren.